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Der Grenzübergang

Straßenschild Zimmer- Ecke Friedrichstraße, dahinter eine Steinmauer mit Stacheldraht und Schlagbäume des DDR-Grenzübergangs.

Die DDR-Grenzübergangsstelle an der Ecke Zimmerstraße und Friedrichstraße, 1962-63 © Stiftung Berliner Mauer, Reiner-Michael Ernst

Der Grenzübergang Friedrich-/Zimmerstraße wurde im Laufe der Zeit immer wieder um- und ausgebaut. Als alliierter Kontrollpunkt Checkpoint Charlie ist der Übergang einer der international bekanntesten Orte im Kalten Krieg geworden. Hier spitzte sich die Konfrontation zwischen den Supermächten zu. Hier zeigten sich internationale Politiker und Stars. Er ist aber auch ein Ort waghalsiger Fluchtversuche und tragischer Todesfälle an der Berliner Mauer.

Weltberühmter Mauerort

Ein Ereignis machte den Ort weltbekannt: Im Oktober 1961 standen sich hier – mitten in Berlin – US-amerikanische und sowjetische Panzer bedrohlich gegenüber. Die Fotos gingen damals um die Welt und gehören heute zu den Ikonen des Kalten Kriegs.

Zehn Wochen zuvor hatte die DDR, als sie die Grenze in Berlin abriegelte, an der Friedrich-/Ecke Zimmerstraße einen Grenzübergang geschaffen. Er war ausschließlich für den Verkehr des west-alliierten Militärpersonals, Diplomatinnen und Diplomaten sowie Personen aus dem Ausland vorgesehen. Die West-Alliierten protestierten gegen diese Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit, die ihnen durch den Vier-Mächte-Status der Stadt garantiert war. Aber schließlich akzeptierten sie diese und richteten auf der West-Berliner Seite einen provisorischen Kontrollpunkt ein.

Panoramablick Richtung West-Berlin, im Hintergrund ist das Kontrollhäuschen, horizontal DDR-Schlagbäume und Panzersperren.Panoramablick Richtung West-Berlin, im Hintergrund ist das Kontrollhäuschen, horizontal DDR-Schlagbäume und Panzersperren.

Blick aus der DDR-Grenzübergangsstelle Richtung West-Berlin, 1960er Jahre © Bundesarchiv

Gemäß dem NATO-Alphabet erhielt er – nach dem Checkpoint Alpha an der innerdeutschen Grenze und dem Checkpoint Bravo an der Grenze zwischen der DDR und West-Berlin – die Bezeichnung Checkpoint Charlie. Hier kontrollierte zunächst nur die US-amerikanische Besatzungsmacht, schon bald aber auch das britische und französische Militär den Grenzverkehr und die Wahrung der alliierten Rechte.

Ein Jeep der US Militärpolizei vor dem alliierten Kontrollhäuschen, rot-weiße Schlagbäume und der DDR-Wachturm.

Das alliierte Kontrollhäuschen und der Wachturm der DDR-Grenzübergangsstelle, ca. 1969 © Stiftung Berliner Mauer

An den international bekannten Mauerort führten viele Staatsbesuche und er zog Menschen an, die einen geeigneten Ort für Protestaktionen suchten. Sie hatten zudem mit dem Haus am Checkpoint Charlie unter Leitung von Rainer Hildebrandt eine Anlaufstation. Seit 1963 gab es hier eine Ausstellung zur Mauer, zu Fluchtgeschichten und zu Menschenrechtsfragen. Diese Ausstellung und eine große Aussichtsplattform an der Mauer ließen den Checkpoint Charlie schon zu Mauerzeiten zu einem touristischen Ort werden.

Ausbau des Grenzübergangs

Luftbild der DDR-Grenzübergangsstelle, die sich über fünf Grundstücke erstreckt, in der Mitte der Friedrichstraße massive Betonbarrieren.

Blick auf den Grenzübergang von West- nach Ost-Berlin, 1970 © Stiftung Berliner Mauer, Hans-Joachim Grimm

Auf der Ost-Berliner Seite wurde die DDR-Grenzübergangsstelle und der Grenzstreifen stetig umgebaut und erweitert. Im Laufe der 1960er Jahre baute die DDR den Bereich des Grenzübergangs flächig aus. Kontroll- und Abfertigungsgebäude wurden auf den geräumten Ruinengrundstücken entlang der Friedrichstraße errichtet.

Schranken, massive Betonsperren und Panzersperren verhinderten eine direkte Durchfahrt. Für Fußgängerinnen und Fußgänger gab es enge Durchlässe auf den Gehwegen. Mitten auf der Friedrichstraße stand ein niedriger Kontrollturm, der Anfang der 1970er Jahre durch einen höheren ersetzt wurde. Als in den 1970er Jahren der touristische Grenzverkehr zunahm, wurde ein umfassender Umbau der gesamten Grenzübergangsstelle geplant und in den 1980er Jahren umgesetzt. Der Bereich der Grenzübergangsstelle wurde großflächig asphaltiert und mit weiteren Fahrspuren ausgestattet. Der Grenzverkehr wurde so nicht mehr nur über die Friedrichstraße geleitet, sondern auch über das angrenzende Grundstück zwischen Friedrich- und Mauerstraße. Mitte der 1980er Jahre erfolgte der große Ausbau mit neuen Kontrolltürmen und mit Abfertigungsgebäuden unter einer großen Hallenkonstruktion.

Luftbild der DDR-Grenzübergangsstelle, die sich über fünf Grundstücke erstreckt, in der Mitte der Friedrichstraße massive Betonbarrieren.

Blick auf den Grenzübergang von West- nach Ost-Berlin, 1970 © Stiftung Berliner Mauer, Hans-Joachim Grimm

Der alliierte Kontrollpunkt veränderte sich baulich ebenfalls im Lauf der Jahrzehnte. Das hölzerne Kontrollhäuschen wurde zunächst erweitert und dann Mitte der 1970er Jahre durch einen Metallcontainer ersetzt. Er blieb jedoch stets ein nichtbefestigter Bau mitten auf der Friedrichstraße. In seiner provisorischen Gestalt sollte er die Nicht-Anerkennung der Teilung der Stadt verkörpern.

Luftbild Richtung West-Berlin, der DDR-Grenzübergang ist vollständig von einer großen Halle überdacht.

Der DDR-Grenzübergang nach seiner baulichen Erweiterung, Blick nach West-Berlin, 1985 © Bundesarchiv

Luftbild Richtung West-Berlin, der DDR-Grenzübergang ist vollständig von einer großen Halle überdacht.

Der DDR-Grenzübergang nach seiner baulichen Erweiterung, Blick nach West-Berlin, 1985 © Bundesarchiv

Loch in der Mauer

In doppelter Hinsicht war der Grenzübergang an der Friedrich-/Zimmerstraße ein „Loch in der Mauer“. Zum einen passierten hier Menschen aus der ganzen Welt von West nach Ost die Mauer und brachten andere Lebenswelten und -ansichten nach Ost-Berlin und in die DDR. Zum anderen gelang hier vielen Menschen aus der DDR die Flucht in den Westen – u.a. mit gefälschten Pässen, in falschen Uniformen und in umgebauten Fahrzeugen. Vier Menschen starben aber auch bei Fluchtversuchen im Umfeld der DDR-Grenzübergangsstelle: Drei von ihnen wurden bei dem Versuch, die Grenzanlagen zu überwinden, von Grenzsoldaten erschossen. Zu ihnen gehörte Peter Fechter. 1962 verblutete der 18-Jährige an der Mauer in der Nähe des Grenzübergangs, nachdem er von Grenzsoldaten angeschossen wurde. Bei einem Todesopfer handelt es sich um einen Grenzsoldaten, der von einem Fluchthelfer erschossen wurde.

Todesopfer

Peter Fechter (1944–1962)

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Peter Fechter verblutet an der Mauer in der Zimmerstraße bei seinem Fluchtversuch am 17. August 1962, nachdem Grenzsoldaten ohne Vorwarnung auf ihn geschossen haben.

Zur vollständigen Biographie bei "Chronik der Mauer"

Herbert Halli (1953–1975)

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Herbert Halli erleidet bei seinem Fluchtversuch in der Zimmerstraße am 3. April 1975 tödliche Schussverletzungen.

Zur vollständigen Biographie bei "Chronik der Mauer"

Reinhold Huhn (1942–1962)

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Der Grenzsoldat Reinhold Huhn wird am 18. Juni 1962 von einem Fluchthelfer erschossen, als er Flüchtlinge auf dem Weg zu einem Fluchttunnel gestoppt hat.

Zur vollständigen Biographie bei "Chronik der Mauer"

Burkhard Niering (1950–1974)

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Burkhard Niering wird am 5. Januar 1974 durch Schüsse tödlich verletzt, als er bewaffnet versucht, mit einer Geisel den Grenzübergang Friedrich-/Zimmerstraße zu durchqueren.

Zur vollständigen Biographie bei "Chronik der Mauer"

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